Bereits der griechische Arzt Hippokrates, geboren um 460 vor Christus behauptete: „Der menschliche Körper enthält vier Flüssigkeiten oder „Körpersäfte“ -Blut, Schleim, gelbe Galle und schwarze Galle, diese „Säfte“ befinden sich in der Regel im Gleichgewicht. „Ist das Gleichgewicht gestört, können daraus Krankheiten entstehen“. Hippokrates glaubte auch daran, dass ein Überschuss an schwarzer Galle, zum Beispiel, dazu führen könnte, dass die Betroffenen melancholisch werden. Heutzutage würden wir sagen: Dieser Mensch wird depressiv: (Der Begriff „melancholisch“ stammt aus den altgriechischen Wörtern „melas“ und „khole“, ab, was bedeutet, „schwarze Galle“.) Diese Theorie von Hippokrates galt für fast 2000 Jahre.

Im 19. Jahrhundert argumentierten viele Wissenschaftler, dass eine Anhäufung von Abfallstoffen im Darm den Darm vergiften könnte. Der vergiftete Darm wurde als Mitverursacher von Depressionen, Angstzuständen und Psychosen gesehen. Menschen mit solchen negativen Erscheinungen wurden mit einer sogenannten „Kolon-Spülung“ behandelt. Diese Theorie wurde schließlich als Quacksalberei abgetan, denn es wurden keine Beweise für Restfäkalien an den Darmwänden gefunden

Obwohl es ganz klar ersichtlich ist, dass diese beiden Denkschulen nicht auf dem richtigen Weg waren, gibt es zunehmend Hinweise auf eine sehr reale Verbindung zwischen Darm und Gehirn.

Die Darm-Hirn-Verbindung

Ihr Gehirn wirkt auf Ihren Darm ein, während der Darm damit beschäftigt ist, Neurotransmitter einschließlich Dopamin, Gamma-Aminobuttersäure (GABA) und Serotonin zu produzieren. Ein Großteil des Serotonins in unseren Körpern stammt aus dem Darm. In zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen zeigte sich, dass die Darmbakterien die Gehirnfunktion beeinflusst.

Interessante Exerimente und Untersuchungen zu Darm-Hirn-Achse

 

Nobuyki Sudo und Kollegen, Kyushu-Universität, Japan, veröffentlichten im Jahr 2004 eine Pionierarbeit (es wurde mit Mäusen experimentiert, die speziell gezüchtet worden waren, damit sie „keimfrei“ sind und „sterile“ Eingeweide haben). Bei eben diesen keimfreien Mäusen wurde die Bewegungsmöglichkeit eingeschränkt, in einer Kontrollgruppe die nicht „keimfrei“ war, ebenfalls. Im Ergebnis fand sich, dass der Stresshormon-Spiegel bei den „keimfreien“ Mäusen weitaus höher war als der in der Vergleichsgruppe. Faszinierend war für die Wissenschaftler, dass diese keimfreien Mäuse sehr schnell regenerierten, einfach nur durch die Zugabe einer Bakterienart : Das Bifidobacterium infantis (Bifidobacterium longum), dies ist eine der ersten Bakterienarten, die bei Neugeborenen vorhanden sind, vor allem wenn sie auf natürlichem Wege (vaginal) geboren wurden.

Wissenschaftler der McMaster Universität, Ontario waren in der Lage, das Verhalten von keimfreien Mäusen zu ändern, indem sie deren Darm mit Bakterien von anderen Mäusen besiedelten. Im Ergebnis zeigten die Wissenschaftler Hinweise dafür auf, dass die mikrobielle Interaktion mit dem Gehirn psychologische Veränderungen induzieren könnte. Bei der Testung von Antidepressiva fanden die Wissenschaftler in Tierversuchen zahlreiche Bestätigungen dieser Hinweise.

Der Lactobacillus rhamnosus ist ein Bakterium, üblicherweise im menschlichen Körper zu finden, und wird auch bei der Fermentation von Milch verwendet, wenn diese in Joghurt umgewandelt wird. Dieses Milchsäurebakterien-Art Lactobacillus rhamnosus unterstützt als natürlicher Bewohner des menschlichen Darmes die Verdauung von Nahrungsbestandteilen sowie die Abwehr vor gefährlichen Mikroorganismen. Das Milchsäurebakterium hemmt außerdem das Wachstum von Krankheitserregern und schützt vor allem Kinder vor Infektionen der Atemwege.

Eine weitere wissenschaftliche Studie, durchgeführt im Jahr 2014 in Norwegen zeigte im Ergebnis auf, dass sich signifikante Korrelationen zwischen Bakterien in Stuhlproben und Depressionen fanden, mit erhöhten Mengen Bacteroidales (Darmbakterien) zu rechnen war und einer reduzierten Fülle von Lachnospiraceae.

Die Erforschung des Einflusses zwischen psychischer Gesundheit und den Darmbakterien ist auf dem guten Weg und sicherlich schneller als zu Hippokrates Zeiten, allerdings gibt es noch eine Menge zu entdecken und zu tun. Könnte die Aussicht vielleicht sein, dass den Patienten Mikroben verordnet werden anstelle synthetischer Medikamente. Wer weiß…